Überwachungskameras – getarnt oder sichtbar?
Eine Überwachungskamera kann zwei Aufgaben erfüllen: beobachten und abschrecken.
Getarnte Überwachungskameras
In verschiedenen Situationen kann es sinnvoll sein, die Überwachungskamera getarnt zu positionieren, beispielsweise, um in Büros oder Fertigungsbereichen Räume auf unberechtigten Zutritt zu überwachen und die betroffenen Personen festzustellen. In solchen Fällen kommen getarnte Kameras zum Einsatz, beispielsweise in der Form von Rauchmeldern.
Sichtbare Überwachungskameras
Im eigenen Haus dürfte eine solche Situation eher nicht vorkommen, es sein denn, es geht darum, den Junior beim Hack des väterlichen Computers zu erwischen und ihm die Aufzeichnung der getarnten Überwachungskamera vor die Nase zu halten – aus Erziehungsmaßnahme sozusagen. Aber Scherz bei Seite:
In der Regel sollen Kameras im und am Haus zusätzlich auch eine abschreckende Wirkung entfalten: außen, um den Einbruchsversuch bereits im Ansatz zu verhindern und innen, um die Einbrecher zu motivieren, die Finger vom Safe oder von den Wertgegenständen zu lassen.
Überwachungskameras: Funk oder Kabelverbindung?
Bei Überwachungskameras gilt in der Regel das Gegenteil dessen, was bei Alarmanlagen empfehlenswert ist. Ist bei letzteren in den meisten Fällen die Funkverbindung zwischen Zentrale und den angeschlossenen Modulen die beste Lösung, gilt bei Überwachungskameras das Gegenteil.
Überwachungskameras sollten eine Kabelverbindung besitzen. Das hat vor allem drei Gründe: Stromverbrauch, Übertragungsqualität und Preis.
Überwachungskameras verbrauchen viel Strom – sie per Batterie oder Akku zu betreiben, lässt einen vernünftigen Dauerbetrieb kaum zu. Dazu kommt der spürbar höhere Preis dieses Bautyps im Vergleich zu Kameras, die ihre Signale via Kabel übermitteln.
Kommt das Thema Sicherheit ins Spiel, wird es sogar noch teurer: Die Funkübertragung von Videobildern, die entweder per WLAN oder über ein eigenes Funkprotokoll der Kamera erfolgt, kann ohne großen Aufwand angezapft oder blockiert werde. Einzige Maßnahme dagegen ist der Einsatz von Funkkameras mit verschlüsselter Signalübertragung – und die kosten entsprechend.
Kabelgebundene Videoüberwachung: sicher und stabil
Überwachungskameras – auch im Außenbereich – sollten grundsätzlich per Kabel mit den Monitoren, der Aufnahmestation oder der Alarmanlage verbunden werden. Das gewährleistet neben der dauerhaften Stromversorgung einen sicheren, nicht störbaren Signalweg, und das zu günstigen Preisen.
Diese Kabelübertragungswege gibt es:
SDI:
Dieses Verfahren übermittelt auf digitalem Weg Bilder bis zu einer Auflösung von 2 Megapixel, und das über Koaxialkabel, wie sie auch für Atennenzuleitungen zum Einsatz kommen. Das hat den Vorteil, dass unter bestimmten Voraussetzungen bereits in der Wand verlegte Antennenkabel für die Signalübertragung verwendet werden können. SDI eignet sich vor allem für kleinere Videoüberwachungsanlagen.
AHD oder TVI:
Ebenfalls bis zu 2 Megapixel, aber auf analogem Weg und daher mit geringerer Bildqualität übertragen diese beiden Signalstandards Bilder von der Kamera zum Endgerät – gleichfalls über Koaxialkabel. Das wirkt sich insbesondere bei Nachtaufnahmen negativ auf die Erkennbarkeit aus. Der einzige Grund für eine Anlage auf der Grundlage AHD oder TVI ist der Preis: Er liegt ein Stück unter dem von SDI-Anlagen.
Ethernet:
Komplexere Anlagen mit mehreren Kameras, längeren Übertragungswegen – beispielsweise bei mehrstöckiger Verteilung – und hoher Bildqualität beruhen auf der Anbindung per Ethernet über LAN-Kabel. Auf diesem Weg sind Übertragungsraten zwischen 4 und 8 Megapixel möglich.
In Eigenheimen genügt in der Regel die SDI-Variante. Wenn es nicht gerade darum geht, jeden Raum bis hin zur Garage per Kamera zu überwachen und die empfangenen Bilder in einer mit mehreren Monitoren ausgestatteten Einsatzzentrale zu koordinieren und aufzuzeichnen, ist die Anbindung einer oder zwei Kameras per Koaxialkabel und die digitale Bildübertragung mit 2 Megapixel Auflösung völlig ausreichend.
Der geeignete Kameratyp am richtigen Ort
Überwachungskameras gibt ist in einer Vielzahl von Ausführungen und Formfaktoren. Für jede Überwachungssituation gibt es den geeigneten Kameratyp.
Neben der klassischen Kamera im wetterfesten Gehäuse auf einem Ausleger, wie man sie aus dem öffentlichen Raum kennt, gibt es vor allem auch Dome-Kameras, und die in einer Vielzahl von Spielarten. Daneben gibt es zahlreiche Zwischenformen, beispielsweise Außenwand-Kameras mit drehbarem Gelenk oder Dome-Kameras auf einem Ausleger für den Außenbereich.
Unabhängig vom Typ sollte die Kamera möglichst über eine Nachtsichtfunktion verfügen. Das gilt sowohl für den Außenbereich als auch für innen, wenn Vorgänge in unbeleuchteten Räumen erfasst werden sollen.
In den meisten Fällen, wenn es vor allem um die Sicherung des Außenbereichs geht, genügen schwenkbare Außenwand-Kameras, unabhängig davon, ob es sich um klassische Varianten oder Domes auf Auslegern handelt.
Übrigens: Bei Dome-Kameras gibt es einen zusätzlichen, psychologischen Aspekt, der in der Bauweise der unterschiedlichen Typen zum Ausdruck kommt. Das typische Merkmal von Dome-Kameras ist ihre Fähigkeit, einen 360 Grad umfassenden Sichtbereich zu erfassen. Das kann auf zwei Arten geschehen: entweder durch den Einsatz eines stationären Fischauges, das ein 360-Grad-Bild erzeugt, oder durch ein drehbares Element, das quasi um sich selbst kreist und einen Bildausschnitt mit einem Winkel von ungefähr 120 Grad erfasst.
Je nach Bautyp ist das drehbare Element von außen sichtbar oder hinter einer von außen undurchsichtigen Glaskuppel verborgen. Die zweite Variante erlaubt es, eine Videoüberwachung zu verwirklichen, die zwar sichtbar ist, aber nicht verrät, wohin die Kamera gerade blickt, oder ob sich hinter der Glaskuppel eine Fischaugenkamera verbirgt. Damit gehört das gesamte Umfeld der Kamera ständig zum beobachteten Bereich. Das Abwarten von Einbruchsprofis, bis die Kamera wegschwenkt oder das gezielte Umgehen bei klassischen Kameras ist hier nicht möglich.
Kamera-Attrappe: Wenn es sein muss …
Nicht wirklich anzuraten, aber zur Not besser als nichts ist die Installation einer Kamera-Attrappe, die nur so tut als ob. Allerdings sollten Sie dabei genau das nicht verwenden, was als solches angeboten wird: Attrappen.
Viele Produktentwickler solcher Simulationen scheinen ihre Vorstellungen darüber, wie eine Überwachungskamera funktioniert, ausschließlich aus Fernsehserien zu beziehen. Da nämlich blinkt oder leuchtet in so gut wie jeder Kamera ein geheimnisvolles und immer rotes Licht, wenn die Kamera in Betrieb ist. Wirkliche Überwachungskameras verhalten sich meist nicht so. Einbruchsprofis wissen das natürlich und können Attrappen auf diesem Weg leicht identifizieren.
Wenn also im Augenblick das Budget für eine Überwachungskamera fehlt und Sie auf eine Simulation ausweichen möchten, besorgen Sie sich lieber das Gehäuse einer echten Kamera, wie man es im Fachhandel oder im Internet bestellen kann, oder kaufen Sie ein billiges Modell, das Sie zwar montieren, aber nicht anschließen.
Fazit
Überwachungskameras sind ein grundsätzlicher Bestandteil der Gebäudesicherung. Für den zuverlässigen und störungsfreien Betrieb empfiehlt es sich, auf Funklösungen zu verzichten und eine per Kabel angeschlossene Kamera zu verwenden, wobei in der Regel das preisgünstige, digitale SDI-System ausreicht. Kommt eine Kamera-Attrappe zum Einsatz, sollten Sie auf Showeffekte wie Kontrolllichter verzichten und lieber das leere Gehäuse einer echten Kamera verwenden.